Jörg Engelhardt

Es geht um pointierte Bildaussagen, um Typen und Symbole, die umweglos von jedermann verstanden werden. Als Überwinder der Verkündigungsplastik schwört Jörg Engelhardt dem Pathos gedanklicher Schwere ab und befreit die Bronze von ihrer Denkmalwürdigkeit, wie er auch die vorbestimmt statuarische Formensprache zur Beweglichkeit hin auflöst. Gegen jede Form ideologischer Inanspruchnahme setzt er ein von eigenen Erfahrungen geprägtes Programm, in dem Sinn und Form verschmelzen. Was im expressiven Mit- und Gegeneinander von halbtierischen oder halbmenschlichen Wesen zutage tritt, ist gleichermaßen Lust am sinnlichen Vergnügen wie Ausdruck seiner asynchronen Gedankenwelt. Jörg Engelhardt hält die Grenze zwischen menschlicher und tierischer Existenz bewusst offen. Und mit den Primaten hat er die dem Menschen nächsthöheren Lebewesen entdeckt, um Zwischenrealitäten wie die Affenwerdung des Menschen ironisch zu reflektieren und in präsente Materie zu transformieren. Hierbei bedient er sich einer direkten, dem Realismus lebender Tiere stark angenäherter Formen- und Gebärdensprache, die er zum allegorischen Impuls wandelt. So gewährt die vielfach aufgesprungene, schlackenhaft modellierte Oberfläche beinahe aller ins Mythische weisenden Zwitterwesen tiefe Einblicke in die innere Masse der Körper. Die raue Bearbeitung mit den wundenartig klaffenden Öffnungen wie auch die farbig gefassten Oberflächenzonen tragen dazu bei, den Eindruck der gefährdeten wie der geschundenen Existenz zu verstärken und sie zugleich in der Vitalität des Wahrhaftigen aufgehen zu lassen. (Text: Herbert Schirmer)


Jörg Engelhardt, 1978 in Wriezen geboren | 1999-2003 Goldschmiedeausbildung an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau | 2005 Gaststudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. Wilde | 2005-11 Studium an der HfK Bremen im Bereich Bildhauerei bei Prof. Bernd Altenstein | 2011 Diplom | 2012 Meisterschüler bei Prof. Franka Hörnschemeyer